Freitag, 1. März 2013

Woche 27. Cui bono?

Vor 1-2 Jahren habe ich mal ein Interview mit Philipp Rösler gelesen, als er noch Gesundheitsminister war. Die Journalistin erwähnte das Thema des praktischen Jahres und seiner Vergütung. Darauf kam die Antwort: Das praktische Jahr sei ein Teil des Studiums, das Hauptziel solle im Erlernen praktischer Fertigkeiten liegen, und eine Vergütung sei damit überflüssig.

Damals schon fand ich die Antwort unmöglich. Meine nächste Frage wäre "Was tun, wenn es auf der Station keinen Unterricht gibt?" gewesen.

Diese Woche habe ich viel über dieses Thema nachgedacht. Klar, einerseits kann ich es schon verkraften, dass meine Uni jegliche finanzielle Unterstützung ihrer PJ-ler vehement ablehnt und es sogar den Lehrkrankenhäusern verbietet. Dabei sind Studenten hier voll eingeplante Arbeitskräfte, machen viel, werden praktisch wie Ärzte eingesetzt, und wenn irgendwo auf einmal einer fehlt, bricht die Stationsarbeit beinahe zusammen.

Ich sehe es ein, dass ich noch Studentin bin und viel lernen muss. Ich verzichte gerne auf Bezahlung, wenn ich dafür vernünftigen Unterricht und Lehrvisiten bekomme, es ist eben ein Prozess des Gebens und Nehmens. Dass ich dabei auf der Station nicht nutzlos rumsitze, sondern den Ärzten einen ordentlichen Teil ihrer Arbeit abnehme, ist ebenfalls klar.

Das Problem ist aber, dass eben viele Ärzte ihren Teil der Abmachung vergessen. Statt Lehrvisiten kriege ich noch mehr Aufgaben: "Mach mal schnell eine BGA", "Schreib doch noch ein EKG im Zimmer 11", "Gehst Du jetzt das Sono-Gerät von der Nachbarstation holen?" usw. Manche scheuen sich nicht mal davor, mich mit solchen und ähnlichen Sachen zu überrumpeln, während sie sich selbst schon für den Feierabend umgezogen haben und bereits in der Tür stehen. Sich am nächsten Tag dafür bedanken? Nie gehört.

Klar, nicht alle sind so. Einer meiner Lieblingsärzte, der besonders gerne Lehrvisiten macht, sagte mal zu mir: "Meine Motivation für die Lehre ist ganz einfach: In 20 Jahre liege ich selber auf der Station, und Ihr müsst mich behandeln. Es ist praktisch wie eine Investition in die Zukunft".

Es ist nur schade, dass nicht alle seiner Meinung sind. Oder sie denken vielleicht nicht an die Zukunft? Ich tue es auf jeden Fall: Nur noch 7 Monate bis zur Prüfung...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen