Freitag, 15. März 2013

Woche 29. Hose runter!

Als wir im 1. Semester zu einer unserer ersten praktischen Übungen (eine gängige Unterrichtsmethode im Reformstudiengang, für alle anderen - sowas wie UAK) auf einer ITS waren, haben wir auch eine Patientin besucht, die uns von ihrem Leiden erzählte. Ihre Diagnose weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch deutlich daran, wie eine Mitstudentin empört war, weil sie den nötigen Respekt gegenüber der Patientin beim dort gewesenen Personal vermisst hatte: "Sie lag da so vor uns, und ich konnte voll in ihren Schambereich blicken! Was denken sie sich denn?"

Leider ist es ziemlich häufig in der Medizin, dass aufgrund mangelnder Zeit oder fehlender Einsicht Patienten häufig wie Maschinen behandelt werden, ohne Rücksich auf ihre Privatsphäre. Im Krankenhaus gibt es praktisch nichts davon: Erstens, liegen nicht alle in einem Einzelzimmer. Zweitens, gibt es keine Garantie, dass im nächsten Moment nicht jemand hereingeplatzt kommt, ohne vorher zu klopfen. Den gewöhnlichen Tagesablauf zu Hause muss man über den Haufen werfen. Du gehst später ins Bett, schläfst dafür am Morgen länger? Kannst Du vergessen, um 6 Uhr morgens werden bei jedem Temperatur und Blutdruck gemessen, und danach kommt Frühstück. Wenn Du Dich damit schwer tust, ist es eben Dein Problem.

Ebenfalls bei den Untersuchungen: Bekanntermaßen tragen die Patienten vom Krankenhaus gestellte Nachthemde, die meistens noch kaputte Knöpfe haben und sich nicht zumachen lassen, Unterwäsche muss weg bleiben. Manche Ärzte haben kein Problem damit, einem im Bett liegenden Patienten ohne zu fragen sein Hemd bis zu dem Unterkiefer hochzuziehen, um den Bauch abzuhorchen. Nur wenige denken daran, wenigstens seinen Schambereich mit einem Tuch abzudecken, auch nicht, wenn noch eine Herde Studenten dabei ist.

Ich bin dafür, dass jeder Mensch auch im Krankenhaus ein Mensch bleiben kann. Und da gehört eben die Privatsphäre auch dazu. Deshalb ist es so wichtig, jedes Mal zu klopfen, wenn man in ein fremdes Zimmer geht, oder mal in eine andere Richtung zu schauen, wenn der Patient sich gerade zur Untersuchung auszieht. Denn so oder so, früher oder später müssen wir alle auf die andere Seite der Nadel wechseln und werden auch Patienten sein.

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