Samstag, 29. November 2014

Dickes B

Wer meine letzten Blogeinträge liest, mag sich vielleicht denken, dass mir jeden Tag etwas schlimmes passiert. Das ist natürlich nicht der Fall, nur braucht man positive Emotionen eben nicht so intensiv zu verarbeiten, und deshalb bleiben sie meist unbeschrieben. Um nun die Stimmung ins Fröhliche zu lenken (vor allem angesichts der nahenden Weihnachtszeit), folgt hier ein Eintrag über das Beste, was ich im Arztberuf bisher gefunden habe.

Mein Vater, der seine Wehrpflicht auf einem U-Boot abgeleistet hatte, behielt aus diesen Zeiten ein großes Foto mit seinen Kameraden, auf dem noch stand: "Nur auf einem U-Boot findet man diesen einzigartigen Zusammenhalt. Denn wenn das Boot verunglückt, sterben sie alle, und gerade das schweißt die Männer zusammen". 

Der Stationsalltag, wie öde er auch sein mag, ist natürlich in keinster Art und Weise mit dem Wehrdienst am Meeresgrund vergleichbar. Doch auch dort, angesichts des alltäglichen Stresses, des Frusts und der Demütigung, entstehen Freundschaften, die denen an der Front sehr ähneln.

Egal in welcher Klinik ich bin (ob im Irrenhaus von Brandenburg oder jetzt in der Betreuung krebskranker), es finden sich immer Menschen, mit denen ich mich auf eine ganz einzigartige Art verbunden fühle (wie durch dieses Zauberfädchen, von dem noch Goethe schrieb). Diese Freundschaften helfen mir enorm, mein Engagement aufrechtzuerhalten und nicht alles hinzuschmeißen und abzuhauen.

Klar, es gibt bei mir jede Menge Durchhänger (wie, glaube ich, bei jedem von uns). Aber umso stärker baut es mich wieder auf, wenn Hilfe kommt, wenn jemand, der auch dasselbe gerade erlebt oder erlebt hat, genau die richtigen Worte findet, damit ich sage: "Wow, hey, das gibt mir wieder Kraft".

Häufig hilft bereits ein kurzes Gespräch (in dem die Themen allerdings in Sekundenschnelle wechseln können, von klassischen Werken oder moderner Poesie bis zum deutschen Hip-Hop ist alles dabei!), und schon gehe ich mit geradem Rücken mich den nächsten Aufgaben stellen. Die Hilfe meiner lieben Mitmenschen ist dabei wirklich unschätzbar. Sie weitet meinen Horizont, sie zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich am liebsten losheulen würde, sie lässt mich immer und immer wieder das Licht am Ende des Tunnels erblicken und daran glauben, dass nicht alles verloren ist. 

Ich kann nur sagen: Vielen Dank! Lasst das Gute, was Ihr meinem Leben habt angedeihen lassen, zu Euch zurückkommen, vertausendfacht. Lasst Eure Probleme, bei denen ich Euch leider sehr nur sehr wenig behilflich sein kann, dahinschweben, damit sich die trüben Wolken am Horizont bald verziehen und Ihr wieder den ganzen Tag Spaß machen, lachen und albern sein könnt. Ich drücke Euch allen da draußen die Daumen: "So say we all!"

 

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