Es ist schön, wenn aus kranken Menschen wieder gesunde werden. Darin hat man als Arzt auch die höchste Zufriedenheit. Dafür pauken wir ununterbrochen 6 Jahre lang (und noch eine Ewigkeit danach), um eines Tages das gesamte Fachwissen einsetzen und jemanden wieder lächeln sehen zu können. Oder?
Die Anhänger der Unfallchirurgie werben für ihr Lieblingsfach nicht zuletzt mit den Sätzen wie "Hier sehen wir sofort den Effekt unserer Handlungen!" oder "Wofür die öden Blutabnahmen, auf dem Röntgenbild ist eine Fraktur, schnell in den OP!". Alles in allem, "There is a fracture. I need to fix it!".
Und so wird es dann auch meistens gehandelt: Immer wieder habe ich erlebt, wie Patienten aus der Notaufnahme direkt in den Operationssaal befördert werden und wenige Stunden später mit einem frischen Marknagel / einer Platte / mehreren Schrauben auf der Station landen. Die stationäre Frakturnachsorge wird durchgezogen, und danach geht der Patient nach Hause.
Und hier fangen die Probleme schon an. Die behandelnden Ärzte auf der Station kümmert der weiteren Verlauf daheim eher wenig (wie soll es denn anders sein, es ist ja schließlich nicht ihre Aufgabe). Dem Patienten wird empfohlen, sich zur weiteren Nachsorge einem niedergelassenen Orthopäden vorzustellen. Wenn eine Rehabilitationsmaßnahme notwendig ist, gibt es eine zuständige Sozialarbeiterin.
Das war's schon, im Prinzip. Der Visitenwagen wird weiter geschoben, die nächste Zimmertür geht auf. Es wird aber schon ab und an übersehen, dass dem Patienten währenddessen schon die Tränen in den Augen stehen. "Eine Rehabilitation kommt für mich nicht in Frage, sagen Sie. Wie soll ich denn mit dem Bruch alleine zu Hause klar kommen?"
Solche und ähnliche Fragen werden nach Möglichkeit umgangen. Der Stationsarzt hat ja schließlich so viel zu tun, er kann sich nicht darum kümmern, wer die Einkäufe tätigt und das Essen kocht. Dieser Aspekt der Nachbehandlung geht leider viel zu häufig unter. Und ich habe zwar voll das Mitgefüht mit den betroffenen (meist allenstehenden) Patienten, kann mir aber auch nicht vorstellen, wie ich da helfen kann. Mir bleiben nur stille Gewissensbisse, während ich dem Visitenwagen und der restlichen Truppe hinterher eile.
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