Diese Woche war mitunter einer der kürzesten Arbeitswochen im Jahr: Nur drei Tage musste ich durchhalten, und dann war schon wieder Wochenende. An negativen Erlebnissen war sie aber doch unübertroffen.
Am ersten Arbeitstag (das war der 2. Januar) durfte ich mich um eine ältere Dame kümmern, deren Wohnung in der Silvesternacht vollkommen ausgebrannt war. Wie die Polizei später feststellte, war ein Feuerwerkskörper, der wohl von draußen hinein flog, daran schuld. Das Feuer verbreitete sich so rasch, dass die Frau keine Zeit hatte, sich in Sicherheit zu bringen, im Flur ist sie umgekippt.
Ihre Nachbarn haben die Feuerwehr gerufen, die Tür ging aber nicht auf, denn die Dame lag direkt dahinter. Am Ende: Eine dicke CO-Vergiftung, ein großer blauer Fleck am rechten Arm durch den Sturz und eine Kopfplatzwunde durch die gefährliche Nähe zur Wohnungstür mit kräftigen Feuerwehrmännern dahinter.
Im Krankenhaus wurde sie sofort ins künstliche Koma versetzt und intubiert, um durch den Sauerstof den Kohlenmonoxid aus dem Blut rauszuwaschen. Das ging erstaunlich schnell, und schon zwei Tage später wurde die Sedierung reduziert und kurz darauf ganz eingestellt. Die Patientin wurde schnell wach, und die Ärzte zogen rasch den Tubus raus. Sie sah immer noch ziemlich verwirrt aus, ich hatte den Eindruck, dass sie nicht weiß, wo sie gerade ist. Ich sagte zur ihr: "Sie sind im Krankenhaus", und sie beruhigte sich etwas.
Doch die Nachricht über die komplett ausgebrannte Wohnung habe ich nicht überbringen können. Die Stationsärzte drücken sich auch ganz gewaltig davon, denn die Reaktion wird bestimmt sehr heftig sein.
Am zweiten Arbeitstag durfte ich einen jungen Assistenzarzt kennenlernen, den ich zwar schon ein paar Male bei der Übergabe gesehen hatte. Damals schon wusste ich nicht, was ich von ihm halten soll, jetzt ist es mir klar: Das ist wieder einer von der schlimmsten Sorte. Er missachtet Absprachen, ignoriert mich, reißt interessante Aurfgaben, die ich manchmal bekomme, an sich heran und schickt mich dabei zu irgendeiner Pillepalle raus. Ich war nach zwei Stunden "Zusammenarbeit" schon so verzweifelt, dass ich sofort nach einem Ausweg für Freitag, wo er weiterhin für den Frühdienst eingeteilt wurde, suchen musste.
Der dritte Arbeitstag war also der Ausweg: Ich bin mit dem Notarztwagen mitgefahren.
Normalerweise mache ich das sehr gerne, und der Notarzt war auch sehr nett. Doch mein schlechtes Karma blieb fortbestehen: In acht Stunden hatten wir drei Einsätze, die alle so nichtig waren, dass ich nirgendwo selbst Hand anlegen konnte. Im Job, den ich sonst so gerne mache (Flexülen legen) wurde ich komischerweise von den Rettungsassistenten verdrängt, was sich in einem Mal sogar nachteilig für den Patienten auswirkte (anstelle der Dame vom Rettungsdienst hätte ich den Schlauch ziemlich sicher schon beim ersten Mal reinbekommen und nicht erst drei Versuche gebraucht, um feststellen "Komisch, eigentlich kann ich es ja ganz gut, aber am Unterarm habe ich es noch nie gemacht" und an den Arzt übergeben zu müssen).
Und so war diese Woche zwar kurz, aber doch genau richtig in der Länge. Von mir aus hätte sie noch kürzer sein können, ich hoffe, in der nächsten Woche wird sich das alles ändern.
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