Meinen Beobachtungen nach teilen sich Mediziner ziemlich genau in zwei Gruppen: Internisten und Chirurgen. Ein schönes Bild dazu gab es mal in "Scrubs", einer der realitätstreuesten Arztserien: Internisten sind wie Schachklub, Chirurgen wie Footballteam.
Dem kann ich nicht widersprechen. Tatsächlich gehören viele einem bestimmten Menschentyp an, der sie entweder zum Grübeln und Nachdenken oder zum schnellen Handeln und ebenfalls schnellen Ergebnissen neigen lässt.
Diese Einteilung ist jedoch nicht starr: Manchmal ändert sich die Neigung. Mein Studium habe ich mit dem Gedanken angefangen, eine chirurgische Laufbahn anzustreben, ich legte bei den Mahlzeiten viel Wert auf saubere Schnitte und auch beim Kochen tat ich manchmal so, als wäre ich im OP. Doch die Realität dieses Berufes hat mich schnell abgeschreckt: Familienunfreundliche Arbeitszeiten, ständiger Konkurrenzkampf, unflexibler Arbeitsablauf.
Noch vor den Prüfungen des 1. Semesters habe ich meine Meinung geändert, seitdem bin ich durch und durch Internist. Mit umso mehr Sörgen und Demotivation habe ich diese Woche mein Chirurgie-Tertial angefangen.
Nach dem Trubel und Hochbetrieb des Uniklinikums bin ich jetzt in einem kleinen Haus, wo es zwei orthopädische und eine allgemeinchirurgische Stationen sowie nur drei Säle für die beiden Fachrichtungen gibt. Umso größer war mein Erstauen, als sich herausstellte, dass auf diesem sehr überschaubaren Gebiet ganze sieben PJ-ler sich ihre Arbeit teilen sollen!
Zugegeben, es ist schon ziemlich eng. Zum Glück gibt es noch die Rettungsstelle, die durchgehend von einem Unfallchirurgen mitbetreut wird, dorthin habe ich mich für die ersten zwei Wochen verdrückt. Da kann ich wenigstens den allgemeinen Rettungsstellenbetrieb näher kennenlernen, was mir auch im späteren Berufsleben nützen wird. Auch wenn ich immer wieder stauen muss, dass Pflegeschüler dort offensichtlich einen höheren Status besitzen und viel mehr praktische Aufgaben und sogar Unterricht (!) bekommen, als ich, Studentin im letzten Jahr.
Es gibt also vieles, worauf ich mich nun neu einstellen muss. Ich tröste mich jetzt nur mit dem Gedanken, dass es das letzte Tertial sein wird, und dass die Zeit ebenfalls so schnell vorbei geht, wie in den ersten zwei.
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