Am Mittwoch bin ich mit Eva, einer Assistenzärztin, in den
Kreissaal mitgekommen, wir wurden zu einem Frühgeborenen gerufen. Am Telefon
hörte es sich nach einem Notfall an, aber als wir dort ankamen, wurde klar,
dass wir noch reichlich Zeit gehabt hätten: Das Kind befand sich noch im Bauch
der Mutter.
Da es ja jede Minute losgehen konnte, wollten wir auch nicht
mehr zurück auf die Station und sind in dem Kreissaal geblieben. Die Mutter war
sichtlich erschöpft vom langen Geburtsvorgang, kein Wunder, denn zu diesem
Zeitpunkt dauerte die Geburt schon 15 Stunden. Für die Austreibungsperiode
musste dann etwas medikamentöse Hilfe gegeben werden, weil sie keine Kraft mehr
hatte.
Die Hebamme munterte die Frau auf. Sie machte eine kleine
Pause und legte sich auf die Seite. Doch wenige Minuten später musste es
weitergehen. Auf einmal sahen wir die Haare vom Kind, dann den Umfang vom
Köpfchen. Noch ein letztes Mal sollte die Frau pressen, worauf sie antworte:
„Ich platze gleich!“ Die Hebamme war schon mit dem Dammschutz dabei, und half
dem Köpfchen sich zu entwickeln. Die Frau presste ganz kräftig, und das
Köpfchen wurde geboren!
Der Rest ging sehr schnell. Die Hebamme drehte das Kind
vorsichtig um, damit die Schulter rauskommen konnten, und wenige Sekunden
später landete das Kind auf dem Bauch der Mutter und durfte sie und Papa
kennenlernen. Eine Freundin der Mutter, die auch bei der Geburt dabei war,
machte schon die ersten Bilder und hat auch die Nabelschnur durchtrennt.
Doch das Glück war nur kurz. Da es sich dabei um ein
Frühgeborenes in der 35. Schwangerschaftswoche handelte, mussten wir den
kleinen Jakob mit „k“ der Mama wieder entnehmen und mit in den Versorgungsraum
abtransportieren. Eine Stunde später war er schon auf unserer Station. Der
kleine Mann schlief friedlich und wusste noch nicht, was für eine große
Veränderung in seinem Leben es eben gegeben hatte.
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