Freitag, 21. September 2012

Woche 4. Meine erste Geburt


Am Mittwoch bin ich mit Eva, einer Assistenzärztin, in den Kreissaal mitgekommen, wir wurden zu einem Frühgeborenen gerufen. Am Telefon hörte es sich nach einem Notfall an, aber als wir dort ankamen, wurde klar, dass wir noch reichlich Zeit gehabt hätten: Das Kind befand sich noch im Bauch der Mutter.

Da es ja jede Minute losgehen konnte, wollten wir auch nicht mehr zurück auf die Station und sind in dem Kreissaal geblieben. Die Mutter war sichtlich erschöpft vom langen Geburtsvorgang, kein Wunder, denn zu diesem Zeitpunkt dauerte die Geburt schon 15 Stunden. Für die Austreibungsperiode musste dann etwas medikamentöse Hilfe gegeben werden, weil sie keine Kraft mehr hatte.

Die Hebamme munterte die Frau auf. Sie machte eine kleine Pause und legte sich auf die Seite. Doch wenige Minuten später musste es weitergehen. Auf einmal sahen wir die Haare vom Kind, dann den Umfang vom Köpfchen. Noch ein letztes Mal sollte die Frau pressen, worauf sie antworte: „Ich platze gleich!“ Die Hebamme war schon mit dem Dammschutz dabei, und half dem Köpfchen sich zu entwickeln. Die Frau presste ganz kräftig, und das Köpfchen wurde geboren!

Der Rest ging sehr schnell. Die Hebamme drehte das Kind vorsichtig um, damit die Schulter rauskommen konnten, und wenige Sekunden später landete das Kind auf dem Bauch der Mutter und durfte sie und Papa kennenlernen. Eine Freundin der Mutter, die auch bei der Geburt dabei war, machte schon die ersten Bilder und hat auch die Nabelschnur durchtrennt.

Doch das Glück war nur kurz. Da es sich dabei um ein Frühgeborenes in der 35. Schwangerschaftswoche handelte, mussten wir den kleinen Jakob mit „k“ der Mama wieder entnehmen und mit in den Versorgungsraum abtransportieren. Eine Stunde später war er schon auf unserer Station. Der kleine Mann schlief friedlich und wusste noch nicht, was für eine große Veränderung in seinem Leben es eben gegeben hatte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen