In dieser Woche wurde mir klar, wie feinfühlig die Pädiatrie
sein kann. Und das bezieht sich nicht nur auf Empathie und sonstige psychologische
Tricks, nein, es kann dabei auch schlichtweg um Feinmotorik gehen.
In der Intensivmedizin, zu der in irgendeiner Art und Weise
auch Neonatologie gehört, wird häufig mit den sogenannten „zentralen Kathetern“
gearbeitet. Meistens handelt es sich um zentrale venöse Katheter, kurz „ZVK“.
Es sich kleine dünne Schläuche, die durch eine Herznahe große Vene (meistens V.
jugularis am Hals) in die Vena cava zum rechten Vorhof vorgeschoben werden.
Solche Katheter haben große Vorteile gegenüber einem peripheren Zugang, sie
sind aber logischerweise auch schwerer anzubringen.
Bei einer Katheteranlage für einen Erwachsenen habe ich
schon mehrmals zugesehen, sodass es inzwischen weniger spektakulär für mich
geworden ist. Bei einem Kind habe ich es aber noch nie beobachtet, und war
deshalb sehr darauf gespannt.
Wir haben die ganzen Materialien zusammengesucht und sind dann
zu dem Kind gegangen, das das Ganze nun kriegen sollte. Das Kind war ein
Frühgeborenes und deshalb recht klein. Ich wusste echt nicht, wie man da noch
eine Vene finden soll und dazu noch eine ausreichend große.
Doch für den Oberarzt, der alles durchführte, war alles fast
wie Routine. Der Kopfteil vom Bettchen wurde tiefer gestellt, damit die Venen
sich besser füllen können. Der Arzt zog sich steril an und legte los.
Er nahm die Nadel und suchte nach der Vene. Dann kam der
Schlauch rein (es war ein bisschen zu fummeln an einer Stelle), er wurde
durchgespült und die Lage mit dem Ultraschall kontrolliert. Fertig, jetzt nur
noch Röntgen anmelden. Alles hat vielleicht 20 Minuten gedauert, aber für mich
war es sowas wie feinste Mikrochirurgie. Chapeau, liebe Neonatologen, ich würde
mich an Euren Job niemals rantrauen.
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