Freitag, 14. September 2012

Woche 3. Pädiatrische Feinarbeit: ZVK beim Frühchen


In dieser Woche wurde mir klar, wie feinfühlig die Pädiatrie sein kann. Und das bezieht sich nicht nur auf Empathie und sonstige psychologische Tricks, nein, es kann dabei auch schlichtweg um Feinmotorik gehen.

In der Intensivmedizin, zu der in irgendeiner Art und Weise auch Neonatologie gehört, wird häufig mit den sogenannten „zentralen Kathetern“ gearbeitet. Meistens handelt es sich um zentrale venöse Katheter, kurz „ZVK“. Es sich kleine dünne Schläuche, die durch eine Herznahe große Vene (meistens V. jugularis am Hals) in die Vena cava zum rechten Vorhof vorgeschoben werden. Solche Katheter haben große Vorteile gegenüber einem peripheren Zugang, sie sind aber logischerweise auch schwerer anzubringen.

Bei einer Katheteranlage für einen Erwachsenen habe ich schon mehrmals zugesehen, sodass es inzwischen weniger spektakulär für mich geworden ist. Bei einem Kind habe ich es aber noch nie beobachtet, und war deshalb sehr darauf gespannt.

Wir haben die ganzen Materialien zusammengesucht und sind dann zu dem Kind gegangen, das das Ganze nun kriegen sollte. Das Kind war ein Frühgeborenes und deshalb recht klein. Ich wusste echt nicht, wie man da noch eine Vene finden soll und dazu noch eine ausreichend große.

Doch für den Oberarzt, der alles durchführte, war alles fast wie Routine. Der Kopfteil vom Bettchen wurde tiefer gestellt, damit die Venen sich besser füllen können. Der Arzt zog sich steril an und legte los.

Er nahm die Nadel und suchte nach der Vene. Dann kam der Schlauch rein (es war ein bisschen zu fummeln an einer Stelle), er wurde durchgespült und die Lage mit dem Ultraschall kontrolliert. Fertig, jetzt nur noch Röntgen anmelden. Alles hat vielleicht 20 Minuten gedauert, aber für mich war es sowas wie feinste Mikrochirurgie. Chapeau, liebe Neonatologen, ich würde mich an Euren Job niemals rantrauen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen