Ich bin nach wie vor sehr froh, dass ich noch im Jahrgang
studiere, der das Hammerexamen nach dem praktischen Jahr ablegen wird. Denn ich
bin überzeugt, dass man auch im PJ sehr viel lernen kann, und nicht nur
praktisches.
Ein Beispiel davon hat es in dieser Woche gegeben. Auf der
Station gibt es ein Kind mit steigendem Bilirubin unklarer Genese, und bei der
Chefvisite am Montag kam raus, dass das Ferritin deutlich erhöht war. Der Chef
sagte dazu: „Na ja, da müsste eine neonatale Chromatose ausgeschlossen werden“,
blickte mich an und meinte dann zu mir: „Finden Sie mal raus, was es ist und
wie man es diagnostiziert“. Damit war klar: Ich habe eine Hausaufgabe bekommen!
Kaum zu Hause, holte ich schon mein großes Pädiatriebuch aus
dem Regal (in der Checkliste gab es zu diesem Stichwort leider nichts). Aber im
großem Buch stand es tatsächlich drin: Bei einer Chromatose ist die Aufmahme
vom Eisen aus dem Magen-Darm-Trakt gestört, es fehlen bestimmte Rezeptoren, und
der Körper weiß nicht, wie viel Eisen schon aufgenommen wurde, sodass er eben
einfach alles aufnimmt. Das überschüssige Eisen lagert sich dann in vielen
Organen ab, vor allem in der Leber und in der Bauchspeicheldrüse. Das führt
dann zu Leberversagen und Zirrhose. Bei der eingeborenen Form fängt die Störung
bereits im Mutterleib an, sodass Kinder sofort nach der Geburt behandelt werden
müssen. Um eine Hämochromatose eindeutig zu diagnostizieren, kann man
radioaktiv markiertes Eisen verabreichen oder eine Leberbiopsie durchführen.
Am nächsten Tag wurde ich tatsächlich zu meiner Hausaufgabe
befragt, genau wir in der Schule! Ich war froh, das Kapitel am Abend davor
gelesen zu haben. Die beiden Diagnostikmethoden kommen für das Kind leider
nicht in Frage, denn es ist noch ganz klein. Wir suchen also weiter nach der
Ursache.
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