Kinderheilkunde ist ein sehr beliebtes Fach, und manche, vor
allem Frauen, würden sagen, zurecht. Es gibt in dem Fach genügend Vorteile. Die
Patienten sind klein, sie können sich nicht so sehr wehren. Sie sind
unverdorben, riechen (im Idealfall) weder nach Zigaretten noch nach Alkohol,
sondern (im Idealfall) nach Milch und Kindheit. Sie sind wie ein
unbeschriebenes Blatt Papier und glauben (meistens vor Eintreten der Pubertät)
den Erwachsenen jedes Wort, sodass man dann auch auf eine ausreichende
Compliance hoffen kann. Sie sind vertrauensvoll, ehrlich, und sehen alles unglaublich
klar. Sie sind (und das ist nicht unwichtig!) einfach süß, und lassen jedes
(v.a. Frauen-) Herz nur so dahinschmelzen.
Diese Woche habe ich allerdings rausgefunden, warum ich doch
lieber mit Erwachsenen arbeiten möchte. Denn die ganzen Nachteile werden mir
auch langsam klar.
Erstens, manche Eltern nerven. Alle wären glücklicher, wenn
sie nur ihre Kinder in der Rettungsstelle abgeben würden, aber sie bleiben eben
auch und nerven und stören nur. Es ist ein großer Nachteil der Pädiatrie, dass
man dann auf einmal doppelt oder dreimal so viele Patienten in seinem
Sprechzimmer hat, denn "leider bringen viele Kinder auch ihre Eltern
mit".
Zweitens, die meisten Pädiater sind Frauen. Da habe ich
nichts dagegen, und es gibt auch genug gute Gründe, warum es so ist. Ich bin
aber so, dass ich viel lieber mit Männern arbeite (so wie es in meinem ersten Studium
war, wo es bei uns 35 Jungs und 5 Mädchen gab). Dass es bei diesem Überschuss in
der Abteilung doch nur 2 von 5 Oberärzten Frauen sind, bringt mich auf ungute Gedanken
über das "gläserne Karrieredach" und den möglichen Nutzen einer Frauenquote.
Drittens, und das ist das wichtigste, ich kann mich nicht
mein ganzes Leben lang zwingen, den Kleinen weh zu tun. Dass ich einem Neugeborenen,
das überhaupt erst seit 10 Minuten auf der Welt ist, eine Riesennadel in die
Vene stechen muss, ist einfach sehr hart für mich, und es wird mir dabei recht
schlecht. Einmal bin ich aus dem Kreissaal wieder rausgegangen, um nicht
zugucken zu müssen. Ich kann mich dabei leider sehr schlecht distanzieren und
leide bei den Kleinen voll mit.
Deshalb freue ich mich langsam auf das zweite Tertial (auch
wenn es dort keine Mittagspausen mit kostenlosem Essen geben wird!).