Diese Woche ist etwas passiert, was eigentlich nichts mit Medizin zu tun hat und mich trotzdem so aus der Bahn warf, dass ich darüber unbedingt hier schreiben muss. Ich bin zum ersten Mal Opfer einer Straftat geworden.
Zum Glück ist dabei keiner verletzt worden. Es war "nur" ein Einbruch in unser Haus und ich kam als erste nach Hause und habe es daher als erste festgestellt. Die Diebe waren zu dem Zeitpunkt schon längst weg - mit unserem Hab und Gut.
Am Anfang habe ich es gar nicht so richtig begriffen. Beim Reinkommen sah ich im Flur neben meiner Tasche ein paar Sachen auf dem Boden liegen - und dachte, mein Mann hätte etwas darin gesucht. Als ich die Lichterkette im Arbeitszimmer anmachte, fiel mir eine halb rausgezogene Schublade auf, die ich ohne Hintergedanken zurückschob.
Erst als ich das eigeschlagene und geöffnete Fenster im Esszimmer sah, kam mir langsam in den Sinn, dass hier etwas nicht stimmt. Ich versuchte, nicht sofort in Panik zu geraten und rief die Polizei an.
Kurz darauf kam mein Mann nach Hause - er wusste inzwischen auch Bescheid. Wir gingen vorsichtig durch alle Zimmer um zu schauen, wie groß der Schaden war. In meinem Schlafzimmer standen alle Schränke offen, der Schmuck war offensichtlich durchwühlt und chaotisch hinterlassen worden.
Eine Stunde später war die Kriminalpolizei bei uns. Zwei nette Damen, die unserer kurzen Geschichte aufmerksam zuhörten und dann versuchten, alle möglichen Hinweise zu erfassen. Schuhabdruck auf dem Fensterbrett, Fingerabdruck auf dem Spiegelschrank - alles wurde penibelst untersucht und festgehalten.
Der Abend war sehr aufregend, ich konnte mich aber noch relativ gut beherrschen. Erst als ich im Laufe der nächsten Tage sah, was die Diebe alles gestohlen hatten, überkamen mich die Trauer und die Wut. Viele wichtige Dinge - z.B. mein Portemonnaie und die Papiere - hatten sie nicht gefunden. Dafür eben den Schmucktisch und meine Ketten, die für mich vom unheimlichen ideellen Wert waren!
Es ist so ein blödes Gefühl, zu wissen, dass jemand in Dein Zuhause, Deine Privatsphäre eingedrungen war und in Deinen Sachen rumwühlte! Wie soll ich mich hier je wieder wohl und sicher fühlen? Ich fürchte, daran werde ich noch Ewigkeit zu knabbern haben.
Und heute hatte ich noch einen interessanten Gedanken: Angenommen, die Leute, die mich jetzt bestohlen haben, kommen Jahre später zu mir als Arzt. Ich werde sie auch behandeln und ihnen mit Respekt gegenübertreten müssen - ich werde nie erfahren, wer mir das angetan hat. Das ist das blöde am Arztberuf: Egal, was die Patienten in ihrem Leben verbrochen haben mögen, als Arzt bist Du verpflichtet, zu helfen und zu heilen.