Wer hätte das gedacht… Nach 10 Semestern Erwartung ist diese
Woche mein lang ersehntes praktisches Jahr angefangen.
Sehr gut kann ich mich immer noch daran erinnern, wie ich
vor knapp 5 Jahren, am 15. Oktober 2007, mit zittrigen Knien zum Hörsaal ging,
wo unsere Einführungsvorlesung stattfinden sollte. Mitten im riesigen Raum,
von anderen 300 Anfängern umgeben, ich bin mir sicher, jeder von uns war
stolz, den langen Weg des Studienbewerbers gemeistert zu haben und nun dem
Prodekanen der Charité zuhören zu dürfen.
Ich erinnere mich noch an ein paar Bruchstücke dieser Rede,
an die Erklärung des Unterschieds zwischen der Vorklinik und Klinik (beides
klang für uns wie geheimnisvolle Zaubersprüche voller versteckter Bedeutung und
Wichtigkeit), an den Einstufungstest für das Chemiepraktikum, wo ich als
frischgebackener Reformi erst mal nachfragen musste, ob ich nun tatsächlich an
diesem Test teilnehmen soll, wo es doch im Reformstudiengang gar kein solches
Praktikum vorgesehen ist – im Endeffekt hat sich rausgestellt, dass das Team
vom OE-Kabarett uns erfolgreich veräppelt hatte, und es bleibt nach wie vor
mein Lieblingsstreich!
Wir waren also alle vom Erfolg benebelt, und sahen gar
nicht, dass es eigentlich nur der Anfang war, der Anfang eines langen Weges:
Des Medizinstudiums.
Nun bin ich wieder an so einem Zwischenstopp angelangt, wo
ich mich erst mal freue, die erste Etappe der theoretischen Ausbildung
hinter mich gebracht zu haben, andererseits wird es mir immer klarer, dass der Weg weiter
geht, bis zum Horizont und noch ein ganzes Stück danach.
Am ersten Tag des ersten Tertials bin ich mit ähnlich
zitternden Knien, wie damals 2007, in die Klinik gefahren. Ich hatte es mir
ähnlich vorgestellt, wie vor 5 Jahren: Ein großer Hörsaal und viele Studenten,
die sich ihre Stationen aussuchen können.
Von wegen! Wir waren 7 Leute plus der Lehrbeauftragter. Alle
saßen an einem langen Tisch. Nach einer kurzen Einführung zeigte uns der
„Dozent“ die Klinik, die Kantine und gab uns an die jeweiligen Sekretariate ab.
In der Pädiatrie hatte ich noch 2 Mitstreiter, und wir mussten uns absprechen,
wer auf welcher Station beginnt, damit wir nach 5 Wochen wieder tauschen können.
Ich bin im Endeffekt auf der Neonatologie gelandet, und werde danach in die
Allgemeinpädiatrie wechseln.
Die erste Woche verging noch recht chaotisch. Wir haben noch
keine Namensschilder, und der Zugang zu der Krankenhausdatenbank funktioniert
auch nicht. Außerdem ist es nicht einfach, bestimmte Abteilungen zu finden in
einem Haus, wo man zuvor noch nie war! Am Mittwoch habe ich eine Ärztin gesucht
und wurde von einer Station zur nächsten und am Ende noch zur Rettungsstelle
(Moment, wo war sie denn nochmal?) geschickt. Gelobt sei der Gebäudeplan in der
Eingangshalle, ohne ihn wäre ich voll verloren gewesen.
Ich bin mir aber sicher, das praktische Jahr wird, wie die ersten Wochen des Medizinstudiums, unvergesslich bleiben und mir viel Eindrücke liefern.